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Nierenzellkarzinom

„Nierenkrebs“: Was ist das eigentlich?

Die Diagnose „Nierenkrebs“ trifft laut Robert-Koch-Institut in Deutschland jährlich ca. 15.000 Menschen, davon sind zwei Drittel der Betroffenen Männer, ein Drittel Frauen. Insgesamt macht Nierenkrebs etwa 3-4% aller Krebserkrankungen aus.

Hinter dem Begriff „Nierenkrebs“ verbergen sich eine Reihe verschiedener Tumorerkrankungen der Niere, ausgehend von unterschiedlichen Zelltypen bzw. an unterschiedlichen Orten der Niere auftretend. Am häufigsten findet sich mit ca. 80% das sog. „Klarzellige“ Karzinom, darüber hinaus gibt es auch das papilläre Karzinom, das chromophobe Karzinom sowie einige seltenere Tumore.

Wie bei vielen anderen Krebsarten gibt es einige Risikofaktoren, die die Entstehung einer Nierenkrebs-Erkrankung begünstigen können. Dazu zählen zum Beispiel Rauchen, Übergewicht und Alkohol, aber auch ein Umgang mit Lösungsmitteln, Schadstoffen (z.B. Asbest, Arsen, Blei) sowie einen übermäßigen Gebrauch von Schmerzmitteln in der Vorgeschichte. Eine Nierenkrebs-Erkrankung in der Familie erhöht ebenfalls das Risiko, selbst ein Nierenkarzinom zu entwickeln.

Häufig wird der Tumor zufällig entdeckt, weil eine Ultraschall- oder Röntgenuntersuchung des Bauchraums durchgeführt wurde. Symptome wie ein tastbarer Tumor, Flankenschmerz oder Blut im Urin müssen nicht unbedingt auftreten und können eher auf eine fortgeschrittene Erkrankung hindeuten. Unspezifische Symptome wie ein neuaufgetretener Bluthochdruck oder ein erhöhtes Kalzium hängen damit zusammen, dass die Niere auch Hormone produziert, welche durch die Erkrankung aus dem Gleichgewicht geraten können.

Diagnose Nierenkrebs: Was jetzt?

Wurde bei Ihnen die Verdachtsdiagnose Nierenkrebs gestellt, ist es zunächst wichtig zu wissen, ob der Tumor sich auf die Niere beschränkt (=lokalisiert ist), regional fortgeschritten oder sich bereits Tochtergeschwüre (=Metastasen) gebildet haben. Um das heraus zu finden, wird ein sog. „Staging“ durchgeführt, d.h. man sucht mit verschiedenen Formen der Bildgebung nach weiteren Absiedlungen im gesamten Körper. Es sollte sich hierbei zur besseren Beurteilung um ein Kontrastmittel-gestütztes Verfahren, wie z.B. ein Kontrastmittel-CT oder Kontrastmittel-MRT, handeln. Sollte ein Verdacht auf Metastasen bestehen, können evtl. weitere Untersuchungen notwendig sein.

Anhand der durchgeführten Bildgebung kann bereits eine erste Einschätzung des Krankheitsstadiums erfolgen, welche den Primärtumor beschreibt und die Ausdehnung und Eindringtiefe abschätzt.

Die Operation

Heutzutage ist die Operation in den allermeisten Fällen das Mittel der Wahl zur Behandlung einer Nierenkrebserkrankung. Hierbei versucht man zunehmend mehr, die Niere zu erhalten, wann immer dies möglich ist und also nur gezielt den Tumor zu entfernen. In vielen Fällen führt man ein nierenerhaltendes Verfahren durch. Das heißt, dass so viel gesundes Nierengewebe wie möglich erhalten wird, bei gleichzeitiger vollständiger Tumorentfernung. Eine solche Operation kann sowohl minimalinvasiv als auch offen durchgeführt werden.

Nach der Operation wird das entnommene Gewebe von einem Pathologen untersucht. Dieser beurteilt dann, um welche Art von Tumor es sich handelt (klarzellig, papillär, chromophob?), außerdem bestimmt er genau die Größe und untersucht, ob Lymphknoten bereits befallen von Tumorzellen waren. Anhand dieser Informationen zusammen mit den Ergebnissen der präoperativ durchgeführten Bildgebung teilt man das Krankheitsstadium dann nach der TNM-Klassifikation ein. Anschließend werden die Informationen der TNM-Klassifikation zur Stadieneinteilung nach UICC zusammengefasst, welche die Grundlage für weitere Behandlungsschritte bildet. Zusätzlich wird auch die Differenzierung der Zellen (d.h. ob die Zellen in Aussehen und Funktion gesunden Zellen ähneln) im sog. „Grading“ beschrieben. Je weniger die Tumorzellen noch wie normale Nierenzellen aussehen, umso aggressiver der Tumor.

Fokale Therapie

Für bestimmte, ausgewählte Patienten kann auch eine fokale Therapie zB. als Radiofrequenztherapie/Kryoablation das Richtige sein. Dies trifft vor allem auf ältere, vorerkrankte Patienten zu, denen man das Operationsrisiko ersparen möchte.

Systemische Therapie

Manchmal ist die lokale Entfernung des Tumors in der Niere alleine nicht ausreichend zur Krebsbehandlung und man muss auch weiter entfernt liegende Tumorzellen angreifen. Dies ist vorwiegend über eine medikamentöse Tumortherapie möglich. Während bis vor ca. 15 Jahren die alleine Immuntherapie die Standardbehandlung bei Nierenkrebs war, werden seit 2006 die sog. „Target-Therapien“ (=gezielte Therapien) immer wichtiger. Diese zielen auf bestimmte Eiweiße, die z.B. durch die (nicht-)Weitergabe von bestimmten Signalen direkt auf das Krebswachstum Einfluss nehmen können. In den letzten Jahren wurden nun beide Verfahren miteinander kombiniert.

Es stehen eine Reihe verschiedener Medikamente zur medikamentösen Behandlung des Tumors zur Verfügung. Welches genau das richtige für Sie ist, ist von einer Menge verschiedener Faktoren abhängig. Neben den bereits zugelassen Medikamenten bzw. Kombinationen ergibt sich für viele Patienten die Möglichkeit, im Rahmen von klinischen Studien Medikamente zu erhalten, die noch nicht auf dem Markt sind aber vielversprechende neue Behandlungsansätze bieten. Diese klinischen Studien werden an ausgewiesenen Zentren durchgeführt.