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Harnblasenkrebs

Harnblasenkarzinome sind bösartige Neubildungen der Harnblase. Sie gehen meist von der Schleimhaut der ableitenden Harnwege (Urothel) aus - weshalb die Mehrzahl der Patienten mit einem Blasentumor an einem Urothelkarzinom leidet. Hier finden Sie Informationen zu Ursachen, Symptomen, Diagnose und Therapie von Blasenkrebs (Harnblasenkrebs, Blasentumor).

Blasenkrebs, Harnblasenkrebs, Harnblasenkarzinom

Harnblasenkarzinome sind bösartige Neubildungen der Harnblase. Rund drei Viertel der Patienten weisen bei der Erstuntersuchung einen oberflächlichen, nicht-muskelinvasiven Tumor auf, bei dem restlichen Viertel ist der Tumor bereits in die Muskulatur eingewachsen oder hat auf andere Organe übergegriffen (invasiver Tumor). Männer sind mehr als doppelt so häufig betroffen wie Frauen, außerdem steigt das Erkrankungsrisiko mit zunehmendem Lebensalter. Zu den begünstigenden Faktoren zählen chronische Blasenentzündungen, das Rauchen, die Einnahme bestimmter Medikamente und der Kontakt mit verschiedenen Chemikalien. Das Blasenkarzinom ist als Berufserkrankung anerkannt, weshalb bei jedem Patienten mit einem Blasenkarzinom abgeklärt werden sollte, ob eine Berufserkrankung vorliegt. In Gebieten wie Afrika, Asien und Südamerika zählt die Bilharziose zu den häufigsten Ursachen des Blasenkrebses. Hierbei handelt es sich um eine Infektionskrankheit, die von Würmerlarven in warmen Gewässern ausgelöst wird.

Ein typisches Symptom beim Blasenkarzinom ist die Blutbeimengung im Urin (Hämaturie), die häufig schmerzlos ist. Die wichtigste Untersuchung zur Diagnosesicherung ist die Harnblasenspiegelung mit der Entnahme einer Gewebeprobe (Biopsie). Dabei werden, wenn es sich um einen Tumor handelt, die Tumorart und die Eindringtiefe beurteilt. Mithilfe der Computertomographie und Urographie (Kontrastmittel-Röntgen) wird festgestellt, ob sich der Tumor auf umliegendes Gewebe ausgebreitet oder andere Organe befallen hat.

Die Therapie hängt von der Tumorart sowie seiner Lage und Ausbreitung ab. Oberflächliche, nicht-muskelinvasive Karzinome können operativ durch die Harnröhre entfernt werden. Beim invasiven Blasenkrebs hingegen muss die Blase komplett entfernt werden und für den Abfluss des Urins eine sogenannte Harnableitung geschaffen werden, für die verschiedene Techniken zur Verfügung stehen.

Häufigkeit

Das Harnblasenkarzinom ist ein Krebs der späten Lebensjahre Mit jährlich knapp 15.850 Neuerkrankungen in Deutschland zählt der Blasenkrebs zu den häufigeren Krebsarten. Männer erkranken an ihm durchschnittlich im Alter von 74, Frauen im Alter von 77 Jahren. Männer sind mehr als dreimal so oft betroffen wie Frauen. Männer haben aufgrund der günstigeren Verteilung der Tumorstadien eine etwas höhere 5-Jahres-Überlebensrate als Frauen: 45% versus 38%.

Quellen:

[1] R. Andreesen, A. Böhle, C. Bokemeyer et al.: Harnblasenkarzinom, in: Kurzgefasste interdisziplinäre Leitlinien, Deutsche Krebsgesellschaft (Hrsg.), W. Zuckschwerdt Verlag 2008
[2] H.-J. Schmoll. K. Höffken, K. Possinger (Hrsg.): Kompendium Internistische Onkologie, Springer Verlag 2006
[3] Robert Koch-Institut (Hrsg.): Krebs in Deutschland 2007/2008. Häufigkeiten und Trends, Berlin 2012

Harnblase - Anatomie und Funktion

Die Harnblase gehört zu den ableitenden Harnwegen. Sie sammelt den von den paarweise angelegten Nieren abgegebenen Endharn und speichert ihn bis zur Entleerung. Auch verhindert sie eine Rückresorption des Harns in den Körper. Gewöhnlich tritt ab einer Füllmenge von etwa 200ml leichter, bei ca. 400ml starker Harndrang auf. Das Gesamtfassungsvermögen hängt von unterschiedlichen Faktoren ab. Die Form der Blase ändert sich je nach Füllungszustand.

Man kann die Harnblase in vier verschiedene Regionen gliedern:

- das Harnblasendach,
- die Harnblasenseiten und -hinterwand,
- den Harnblasenboden mit der Mündung der beiden Harnleiter aus den Nieren und
- den Harnblasenhals, der in die Urethra (Harnleiter) übergeht.

Die Blasenwand besteht in allen Regionen von innen nach außen aus vier unterschiedlichen Schichten:

- Schleimhaut
- Bindegewebsschicht
- Muskelschicht, bestehend aus glatter Muskulatur
- Bindegewebs-/Fettschicht

Die Muskelschicht ist spezifisch (korbgeflechtartig) aufgebaut. So kann sich die Blase bei der Entleerung harmonisch zusammenziehen (kontrahieren) und sich vollständig entleeren.

Quellen:

[1] R. Andreesen, A. Böhle, C. Bokemeyer et al.: Harnblasenkarzinom, in: Kurzgefasste interdisziplinäre Leitlinien, Deutsche Krebsgesellschaft (Hrsg.), W. Zuckschwerdt Verlag 2008
[2] H.-J. Schmoll. K. Höffken, K. Possinger (Hrsg.): Kompendium Internistische Onkologie, Springer Verlag 2006

Blasenkrebs, Harnblasenkrebs - Ursache und Risikofaktoren

Zahlreiche Ursachen können die Entstehung von Harnblasenkrebs (Blasenkrebs) begünstigen:

Chronische Harnblaseninfektionen: z.B.: ausgelöst durch wiederkehrende Harnwegsinfektionen, Blasensteine oder Dauerkatheter

Bilharziose: In tropischen Gebieten verbreitete Infektionskrankheit. Würmerlarven aus Gewässern treten beim Schwimmen über die Haut oder beim Trinken von verseuchtem Wasser über den Magen-Darm-Trakt in den menschlichen Organismus über und befallen verschiedene Organsysteme. Darunter fällt auch die Blase. Ohne Behandlung kann die Erkrankung zu Blasenkrebs führen. Nach Schätzungen der WHO sind etwa 200-300 Millionen Menschen v.a. in den tropischen Regionen von der Bilharziose betroffen.

Nikotinkonsum: Bei Rauchern ist das Blasenkarzinom-Risiko im Gegensatz zu Nichtrauchern um das sechsfache erhöht.

Chemische Subtanzen: Der chronische Kontakt mit gewissen chemischen Substanzen (z.B. Beta-Naphthylamin oder Benzidin, werden in der Gummi- und Anilinindustrie verwendet) erhöht das Risiko.

Medikamente: Einige Medikamente begünstigen nachweislich die Entstehung von Blasenkarzinomen: z.B. Cyclophosphamid, Phenacetin, welches als nicht-steroidales Antirheumatikum und Schmerzmittel seit 1988 nicht mehr zugelassen ist.

Quellen:

[1] R. Andreesen, A. Böhle, C. Bokemeyer et al.: Harnblasenkarzinom, in: Kurzgefasste interdisziplinäre Leitlinien, Deutsche Krebsgesellschaft (Hrsg.), W. Zuckschwerdt Verlag 2008
[2] H.-J. Schmoll. K. Höffken, K. Possinger (Hrsg.): Kompendium Internistische Onkologie, Springer Verlag 2006

Harnblasenkrebs: Früherkennung, Vorsorge

Wer gehört zu einer Risikogruppe?

Raucher sind besonders gefährdet. Nikotingenuss führt die Liste der Risikofaktoren an: Amerikanische Studien zeigen, dass Raucher zwei- bis dreimal so häufig an Harnblasenkrebs erkranken wie Nichtraucher.

Auch bestimmte chemische Stoffe, zum Beispiel Amine, können zur Entstehung eines Blasentumors beitragen. Einem erhöhten Risiko ausgesetzt sind Arbeiter in der Gummi-, Chemie- und Lederindustrie sowie Friseure, Metallarbeiter, Drucker, Maler, Textilarbeiter und Lastwagenfahrer. Bei diesen Berufsgruppen sollte dann auch immer der Verdacht auf eine Berufserkrankung gemeldet werden.

Warnzeichen!

Achten Sie auf folgende Warnzeichen und suchen Sie gegebenenfalls Ihren Arzt auf bei:

- allgemeinen Veränderungen beim Wasserlassen
- blutigem Urin, vor allem beim schmerzlosen Wasserlassen (kommt am häufigsten vor)
- vermehrtem Harndrang mit Druck auf der Blase
- so genanntem Blasengefühl – man spürt plötzlich, dass man eine Blase hat.

Was können Sie selbst tun?

Geben Sie das Rauchen auf und halten Sie sich streng an die Sicherheitsvorschriften, wenn Sie mit krebserregenden Stoffen in Berührung kommen. Eine spezielle Früherkennungsmaßnahme für Blasenkrebs gibt es nicht.

Was tut Ihr Arzt?

Urinuntersuchung: Damit stellt der Arzt fest, ob eine Urinfärbung tatsächlich auf Blut zurückzuführen ist oder eine andere Ursache wie Medikamente oder bestimmte Lebensmittel (Rote Beete) hat. Untersucht man das Urin, finden sich auch hier oft Tumorzellen (Urinzytologie). Derzeit existiert jedoch kein Diagnosetest, der in Lage ist, im Urin das Vorhandensein eines Blasenkrebs mit ausreichender Sicherheit nachzuweisen. Daher wird eine Verwendung von kommerziell erhältlichen Urintests als Screening- oder Vorsorgeuntersuchung nicht empfohlen.

Blasenspiegelung: Keine Angst, wenn der Arzt eine Blasenspiegelung für nötig erachtet. Er wird dazu die Harnröhre örtlich betäuben und mit einem Gleitmittel versehen. Mit einem röhrenförmigen Instrument, das Zystoskop genannt wird, betrachtet er direkt das Innere der Harnblase. Dafür können starre und auch flexible Instrumente eingesetzt werden, wobei die flexiblen Instrumente für den Patienten angenehmer sind. Zystoskope sind mit einer Lichtquelle ausgestattet, die eine genaue Besichtigung des Blaseninneren erlauben. Außerdem können mit diesem Instrument die Harnleitermündungen untersucht werden, sowie Größe und Form der Vorsteherdrüse. Der Arzt entnimmt ferner Zellmaterial, um eine korrekte Diagnose stellen zu können. Der Eingriff dauert nur wenige Minuten.

Bei der Frau ist die Untersuchung nahezu schmerzlos. Beim Mann werden die Beschwerden durch die örtliche Betäubung deutlich gelindert. Nachwirkungen der Untersuchung können für einige Stunden bzw. Tage beim Harnlassen vorübergehend Beschwerden auftreten.

Quellen:

[1] R. Andreesen, A. Böhle, C. Bokemeyer et al.: Harnblasenkarzinom, in: Kurzgefasste interdisziplinäre Leitlinien, Deutsche Krebsgesellschaft (Hrsg.), W. Zuckschwerdt Verlag 2008
[2] H.-J. Schmoll. K. Höffken, K. Possinger (Hrsg.): Kompendium Internistische Onkologie, Springer Verlag 2006

Blasenkrebs, Harnblasenkrebs - Symptome

Auch Blasenkrebs weist wie viele andere Krankheiten keine eindeutig spezifischen Beschwerden auf. Als frühestes Symptom tritt meist Blut im Urin (Hämaturie) auf: entweder in großen Mengen, sichtbar als roter Urin (Makrohämaturie) oder in kleinen Mengen, unsichtbar (Mikrohämaturie). Eine Mikrohämaturie wird beim Arzt durch Urinteststreifen oder durch Urinmikroskopie nachgewiesen.

Blut im Urin kommt bei vielen urologischen Erkrankungen vor und ist deshalb nicht eindeutig dem Blasenkrebs zuzuordnen. Ohne Fieber oder eindeutige Harnwegsinfektion ist es jedoch immer verdächtig und sollte in Hinblick auf Blasenkrebs untersucht werden.

Häufiges und schmerzhaftes Wasserlassen tritt v.a. im fortgeschrittenen Krankheitsstadium auf, wenn der Tumor auf die Harnblase drückt oder z.B. den Harnabfluss behindert. Hierbei kann es auch zur Stauung des Harns in der Niere und nachfolgenden Problemen kommen.

Quellen:

[1] R. Andreesen, A. Böhle, C. Bokemeyer et al.: Harnblasenkarzinom, in: Kurzgefasste interdisziplinäre Leitlinien, Deutsche Krebsgesellschaft (Hrsg.), W. Zuckschwerdt Verlag 2008
[2] H.-J. Schmoll. K. Höffken, K. Possinger (Hrsg.): Kompendium Internistische Onkologie, Springer Verlag 2006

Blasenkrebs, Harnblasenkrebs - Diagnose

Der Verdacht auf ein Harnblasenkarzinom entsteht einerseits durch bestimmte Hinweise in der Krankengeschichte (Symptom, z.B. Blut im Urin) und andererseits durch Befunde bei der ärztlichen Untersuchung. Hierzu gehört neben dem Abtasten des Bauch-, Becken-, Nieren- und inneren Genitalbereichs auch eine Harnuntersuchung mit Urinteststreifen (Blutnachweis). In jedem Fall sollte eine Ultraschalluntersuchung von Blase und Nieren bzw. den gesamten Harnwegen erfolgen.

Blasenspiegelung (Zystoskopie)

Bei auffälligen Befunden wird die Zystoskopie (Blasenspiegelung) durchgeführt. Sie stellt zusammen mit der Biopsie (Gewebeprobeentnahme) die wichtigste Untersuchung für die Diagnose von Blasenkrebs dar. Unter lokaler Betäubung oder Narkose wird ein Zystoskop über die Harnröhre eingeführt. Vorn am Zystoskop sitzt ein Objektiv mit einer vergrößernden Linse (Okular) und einer für die Sicht erforderlichen Lichtquelle. Hierdurch kann der Arzt die Blasenwand von innen her beurteilen.
Dabei werden Schleimhautveränderungen sichtbar mit Verdacht auf einen Blasentumor sollte eine weitere Zystoskopie in Narkose erfolgen, bei der dann gleichzeitig eine Biopsie oder eine transurethrale Resektion (TUR-B, s.u.) der Schleimhautveränderungen erfolgt. Das Gewebe wird dann durch den Pathologen untersucht, der den Tumor weitere charakterisieren (gut oder bösartig) und die Eindringtiefe des Tumors bestimmen kann.

Weitere Untersuchungen sind die Urographie (Röntgen mit Kontrastmittel) oder eine Computertomographie (CT) bzw. Magnet-Resonanztomographie (MRT), um die ableitenden Harnwege (Nierenbeckenkelchsystem, Harnleiter) zu untersuchen. Da Harnblasenkrebs im fortgeschrittenen Stadium Tochtergeschwulste bevorzugt in Lunge, Leber und Skelett bildet, werden auch diese Organe z.B. mit Hilfe von Computertomographie (CT), Magnetresonanztomographie (MRT) oder Skelettszintigraphie untersucht.

Anhand der Untersuchungsergebnisse wird das Stadium des Tumors festgestellt und die entsprechende Therapie festgelegt.

Tumorstadien

Folgende Tumorstadien werden unterschieden:

Nicht inflitrierende / nicht-invasive, oberflächliche Karzinome

pTa nicht muskelinvasives, d.h. auf die Schleimhaut begrenztes Karzinom
pTis Carcinoma in situ
pT1 Ausbreitung des Tumors auf das unterhalb der Schleimhaut gelegene Bindegewebe

Infiltrierende/ invasive Karzinome
pT2 Ausbreitung auf die Muscularis propria (Muskelschicht)
pT3 Ausbreitung über die Muscularis propria hinaus
pT4 Ausbreitung auf Organe im Becken (Prostata, Gebärmutterhals, etc.)
pN1 Solitäre Lymphknotenmetastase im kleinen Becken
pN2 Multiple Lymphknotenmetastasen im kleinen Becken
pN3 Lymphknotenmetastase im Bereich der Arteria iliacae communes
NX Regionäre LK können nicht beurteilt werden
N0 Kein Anhalt für regionäre LK
MX Fernmetastasen können nicht beurteilt werden
M0 Kein Anhalt für Fernmetastasen
M1 Fernmetastasen

Quellen:

[1] R. Andreesen, A. Böhle, C. Bokemeyer et al.: Harnblasenkarzinom, in: Kurzgefasste interdisziplinäre Leitlinien, Deutsche Krebsgesellschaft (Hrsg.), W. Zuckschwerdt Verlag 2008
[2] H.-J. Schmoll. K. Höffken, K. Possinger (Hrsg.): Kompendium Internistische Onkologie, Springer Verlag 2006

Blasenkrebs, Harnblasenkrebs - Erkrankungsverlauf

Bei 75% der betroffenen Patienten wird der Tumor in einem frühen Stadium (Stadien pTa, T1, CIS) entdeckt und hat daher eine sehr gute Prognose. Nach operativer Entfernung durch die transurethrale Resektion (TUR-B) sind regelmäßige Kontrollen wichtig. Die Rate eines wiederauftretenden Tumors hängt von der Anzahl der Tumore, der Aggressivität und der Eindringtiefe ab. Anhand dieser Angaben kann das Risiko des Wiederauftretens berechnet werden, dass in den ersten fünf Jahren bei 50-70% liegt und sich unter Umständen durch eine lokale Immun- oder Chemotherapie in der Harnblase um 20% senken lässt. Allgemein kann das oberflächliche Blasenkarzinom auch bei wiederholtem Auftreten durch regelmäßige Untersuchungen und entsprechender Resektion (TUR-B) unter Kontrolle gehalten werden.

Bis zu 25% der Patienten weisen schon zu Beginn Karzinome in höheren Stadien auf oder entwickeln diese im weiteren Verlauf einer oberflächlichen Tumorerkrankung. Sie werden gemäß der Therapie des invasiven Blasenkrebses behandelt. Meist wird eine radikale Blasenentfernung angestrebt, alternativ eine TUR-B mit kombinierter Strahlen-/Chemotherapie.

Nach der Radikalentfernung wird der Urin üblicherweise über ein Urostoma oder über eine Darmersatzblase, die an die Harnröhre angeschlossen ist, abgeleitet. 70% der Betroffenen weisen mit der Darmersatzblase keine Probleme auf, 15% leiden unter dauerhafter Inkontinenz (unkontrollierter Harnabgang) und 15% unter nächtlicher Inkontinenz. Die 5-Jahres-Überlebensrate liegt bei der Harnblasenentfernung je nach Tumorstadium zwischen 80% (Stadium pT2) und 20% (Stadium pN1-3 mit Lymphknotenbefall).

Bei einer Ausbreitung des Krebses mit Tochtergeschwülsten in Lunge, Leber oder Skelett ist die Prognose deutlich schlechter. Mit einer systemischen Chemotherapie liegt dann die mittlere Überlebenswahrscheinlichkeit bei etwas über einem Jahr.

Quellen:

[1] R. Andreesen, A. Böhle, C. Bokemeyer et al.: Harnblasenkarzinom, in: Kurzgefasste interdisziplinäre Leitlinien, Deutsche Krebsgesellschaft (Hrsg.), W. Zuckschwerdt Verlag 2008
[2] H.-J. Schmoll. K. Höffken, K. Possinger (Hrsg.): Kompendium Internistische Onkologie, Springer Verlag 2006

Blasenkrebs, Harnblasenkrebs - Therapie

Die Therapie bei Harnblasenkrebs hängt in erster Linie von der Art, der Lage und dem Stadium des Tumors ab. Grundsätzlich wird die Behandlung von nicht-muskelinvasiven und muskelinvasiven Karzinomen unterschieden.

Nicht-muskelinvasiver Harnblasenkrebs

75% der Harnblasenkarzinome wachsen als nicht-muskelinvasive Tumoren bzw. werden im Frühstadium entdeckt. Daher machen sie den größten Anteil der zu therapierenden Blasentumoren aus. Hierzu zählen die Formen pTa, pTis und pT1. Bei ihnen ist nur die innere Blasenwand betroffen, ohne dass der Tumor in die Muskelschicht eingewachsen ist. Die Therapie der Wahl ist die so genannte transurethrale Resektion (TUR-B). Hierbei wird ein starrer Schaft über die Harnröhre in der Blase platziert. Über diesen Schaft kann der Operateur Instrumente einführen und den Tumor entfernen. Um das Risiko eines Wiederauftretens des Tumors zu minimieren, wird häufig nach zwei bis sechs Wochen eine weitere Operation (Nachresektion) vorgenommen. Neuere Operationstechniken unter Verwendung der Fluoreszenzzystoskopie (PDD, Hexvix) oder dem Narrow-Band Imaging (NBI) erlauben es, Tumore in der Harnblase besser zu erkennen und so das Risiko eines Wiederauftretens zu senken.

Zusätzlich kann nach der OP eine lokale Chemotherapie (Mitomycin, Doxorubicin, Epirubicin) oder eine Therapie mit dem abgeschwächten (=attenuierten) Lebendimpfstoff Bacillus Calmette-Guérin (Instillationstherapie) durchgeführt werden. Die Medikamente werden über einen Katheter eingeführt und wirken nur in der Blase. Die Installationstherapien senken das Risiko für ein Wiederauftreten oder ein Fortschreiten des Tumors, sind jedoch nicht bei allen Tumorstadien möglich und sinnvoll.

Muskelinvasiver Blasenkrebs

Ein Tumor gilt als invasiv bzw. infiltrierend, wenn er in die Muskulatur eingewachsen ist (Stadien pT2-4). Hierbei reicht die TUR B als Therapie nicht aus, sondern die gesamte Harnblase (radikale Zystektomie) sowie die Beckenlymphknoten müssen entfernt werden. Beim Mann wird darüber hinaus die Prostata mit den beiden Samenblasen entfernt und die beiden Samenleiter durchtrennt. Bei der Frau wird die Gebärmutter, die Eierstöcke, die Eileiter und ein Teil der Scheidenwand entfernt.

Nach Entfernung der Harnblase wird der Urin häufig über ein zwischen Harnleiter und Bauchwand geschaltetes Darmstück nach außen abgeleitet und in einen auf die Bauchdecke geklebten Beutel entleert (Ileumkonduit). Eine andere Möglichkeit ist die Herstellung einer Ersatzblase aus einem Stück Dünndarm, die an die Harnröhre angeschlossen wird (Ersatzblase). Das ermöglicht das Wasserlassen über den ursprünglichen Weg, kann allerdings mit Beschwerden wie Inkontinenz (unkontrollierter Harnabgang) oder unvollständigem Entleeren der Blase verbunden sein. Der Urin muss dann gegebenenfalls mehrmals täglich zusätzlich über einen Katheter abgeleitet werden. Auch Harnableitungen in einen Nabelpouch oder in den Enddarm sind möglich.

Wenn bei einem Patienten eine operative Blasenentfernung nicht durchgeführt werden kann, besteht die Möglichkeit einer Kombination aus TUR-B, Strahlen- und Chemotherapie. Es ist aber bisher nicht hinreichend belegt, dass diese Kombination (vor allem bei den lokal fortgeschrittenen Stadien) vergleichbare Ergebnisse liefert wie eine operative Blasenentfernung.

Chemotherapie

Bei fortgeschritteneren Tumoren kann eine zusätzliche Chemotherapie vor oder bei nach der Operation in Erwägung gezogen werden, um den Behandlungserfolg zu verbessern und das Risiko für die Bildung weiterer Tochtergeschwulste zu verringern. Die Therapie wird vor bzw. innerhalb der ersten drei Monate nach der Operation durchgeführt. Liegen bereits Metastasen z.B. in Lunge oder Leber vor, ist die Chemotherapie die einzige Möglichkeit, die Überlebenszeit zu verlängern.

Die Chemotherapie zielt darauf ab, Krebszellen im ganzen Körper durch zellwachstumshemmende Medikamente (Zytostatika) abzutöten. Zytostatika wirken sehr gut gegen rasch wachsende Zellen, eine Eigenschaft, die im besonderen Maße auf Krebszellen zutrifft.

Eine Heilung des fortgeschrittenen (=metastasierten) Harnblasenkarzinoms allein durch die Gabe von Zytostatika ist in der Regel allerdings nicht möglich. Jedoch kann bei fortgeschrittenen Tumoren durch eine Chemotherapie das Tumorwachstum für eine gewisse Zeit zum Stillstand gebracht und die Überlebenszeit verlängert werden. Tumorbedingte Beschwerden und Schmerzen lassen sich lindern, bei einem kleinen Teil der Patienten kann sogar eine deutliche Verkleinerung des Tumors erreicht werden.

Um die größtmögliche Wirkung gegen die Tumorzellen zu erzielen und um Nebenwirkungen zu reduzieren, werden häufig Kombinationen verschiedenartig wirkender Zytostatika eingesetzt. Die Behandlung erfolgt in mehreren Behandlungszyklen, die sich über mehrere Wochen hinziehen. Zwischen den einzelnen Zyklen liegen längere Erholungspausen, in denen der Patient sich wieder von den Nebenwirkungen erholen kann. Die Therapiezyklen werden meist drei- bis sechsmal wiederholt. Wie viele Zyklen im jeweiligen Fall notwendig sind, hängt vor allem davon ab, wie die Behandlung vertragen wird und wie sie sich auf den Tumor auswirkt.

Durch die Behandlung mit Zytostatika wird auch normales Gewebe, das sich relativ rasch erneuert, in Mitleidenschaft gezogen. Davon betroffen sind in erster Linie die Schleimhäute von Magen und Darm, das blutbildende System im Knochenmark und die Haarwurzeln. Mögliche Begleiterscheinungen der Chemotherapie sind daher Übelkeit, Erbrechen, Durchfälle, Haarausfall, eine erhöhte Infektanfälligkeit und Blutungsneigung. Die Nebenwirkungen lassen sich zum Teil durch Begleitmaßnahmen bzw. Medikamente abfangen oder lindern. Die meisten Nebenwirkungen der Chemotherapie verschwinden, wenn keine Zytostatika mehr verabreicht werden.

Ob der Nutzen der Chemotherapie oder die unerwünschten Wirkungen bei einem Patienten überwiegen, ist vor Behandlungsbeginn nicht abzuschätzen. Daher wird der Arzt vor der Behandlung genau erläutern, was von der Therapie zu erwarten ist und welche unerwünschten Nebenwirkungen auf den Patienten zukommen könnten. In einem ersten Therapieschritt kann erprobt werden, ob die Behandlung den Körper stark beeinträchtigt oder ob sich das Befinden verbessert.

Strahlentherapie

Die Wirkung der Strahlentherapie beruht darauf, dass sie Krebszellen vernichtet. Die Bestrahlung sollte bei Krebserkrankungen der Harnblase in Kombination mit einer Chemotherapie (Radiochemotherapie) zum Einsatz kommen. Dies kann in ausgesuchten Fällen erfolgen, wenn keine Zystektomie möglich oder eine Alternative dazu gewünscht ist.

Die Strahlentherapie erfolgt von außen durch den Körper. Durch die unmittelbare Nähe der Harnblase zum Enddarm, kann es durch die Strahlentherapie in diesem Bereich zu Nebenwirkungen kommen. Trotz sorgfältiger Therapieplanung und -durchführung muss während der Strahlenbehandlung mit unerwünschten Begleiterscheinungen gerechnet werden. Diese können entweder unmittelbar während der Therapie auftreten (z.B. Durchfall, Übelkeit, Blutabgang über den Enddarm) oder sich erst Wochen oder Monate nach der Behandlung bemerkbar machen. Meist hören die Nebenwirkungen im weiteren Verlauf wieder auf oder lassen deutlich nach.

Quellen:

[1] R. Andreesen, A. Böhle, C. Bokemeyer et al.: Harnblasenkarzinom, in: Kurzgefasste interdisziplinäre Leitlinien, Deutsche Krebsgesellschaft (Hrsg.), W. Zuckschwerdt Verlag 2008
[2] H.-J. Schmoll. K. Höffken, K. Possinger (Hrsg.): Kompendium Internistische Onkologie, Springer Verlag 2006

Therapie des Harnblasenkarzinoms mit Checkpoint-Inhibitoren (Immuntherapie)

Seit einiger Zeit steht für Patienten mit fortgeschrittenem Harnblasenkarzinom eine neue Therapiemöglichkeit, die so genannte Immuntherapie, zur Verfügung. Im Gegensatz zu Chemo- und Strahlentherapie wirkt die Immuntherapie spezifischer. Sie macht sich dafür das Immunsystem zunutze, das mithilfe der T-Zellen Tumorzellen erkennt und zerstört.

Manche Tumorzellen können ihre Zerstörung verhindern, indem sie bestimmte Schaltstellen des Immunsystems, die Immun-Checkpoints manipulieren. Das führt zum Wachstum der Krebszellen und damit auch zum Wachstum des Tumors.

Hier setzen Checkpoint-Inhibitoren an: Sie lösen die krebsbedingte Blockade wieder auf. Das Krebswachstum kann so eingedämmt werden. Allerdings kann die Therapie mit Checkpoint-Inhibitoren das Immunsystem im großen Stil aktivieren. Mögliche Folgen sind deshalb Autoimmunreaktionen wie Hautausschlag.

Die Therapie mit Checkpoint-Inhibitoren wird bei fortgeschrittenen oder metastasierten Harnblasenkarzinomen eingesetzt. Abhängig von bestimmten Voraussetzungen und der entsprechenden können Checkpoint-Inhibitoren in der Erst-, Zweit- oder späteren Linien angewendet werden. Zugelassen für die Behandlung des fortgeschrittenen oder metastasierten Harnblasenkarzinoms sind die Substanzen Atezolizumab, Nivolumab und Pembrolizumab.

Für die Erstlinientherapie fortgeschrittener Harnblasenkarzinome sind sowohl Atezolizumab als auch Pembrolizumab zugelassen. Im Juni 2018 riet die Europäische Arzneimittelbehörde EMA davon ab, Pembrolizumab und Atezolizumab in der Erstlinientherapie beim Urothelkarzinom einzusetzen, wenn ein Marker – PD-L1 – nur in geringen Mengen nachweisbar ist. In diesen Fällen funktionieren neusten Studien zufolge die Checkpoint-Hemmer möglicherweise nicht so gut wie eine Chemotherapie. Momentan wird in Studien zu den Wirkstoffen Atezolizumab, Nivolumab und Pembrolizumab, Avelumab und Durvalumab untersucht, wie eine Immuntherapie bezüglich Wirksamkeit und Verträglichkeit gegenüber den konventionellen Chemotherapeutika einzuordnen ist.

Quellen:

[1] Leitlinienprogramm Onkologie (Deutsche Krebsgesellschaft, Deutsche Krebshilfe, AWMF): S3-Leitlinie Früherkennung, Diagnose, Therapie und Nachsorge des Harnblasenkarzinoms, Langversion 1.1, 2016, AWMF-Registrierungsnummer 032/038OL, http://leitlinienprogramm-onkologie.de/Harnblasenkarzinom.92.0.html, (Stand: 24.07.2018)
[2] KID: Checkpoint-Inhibitoren: Atezolizumab ergänzt die zugelassenen Immuntherapien bei Krebs https://www.krebsinformationsdienst.de/fachkreise/nachrichten/2017/fk24-checkpointhemmer-atezolizumab.php
[3] Immuntherapie mit PD-L1-Hemmer bei Blasenkrebs erfolgreich. Herausgegeben von: Ärzteblatt.de. Onlineartikel vom 28.11.2014. https://www.aerzteblatt.de/fachgebiete/urologie/kongress?nid=61048
[4] Deutsche Apotheker Zeitung: Immuntherapie bei Tumorerkrankungen. Online-Artikel vom 30.08.2012. https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/daz-az/2012/daz-35-2012/immuntherapie-bei-tumorerkrankungen
[5] http://www.ema.europa.eu/ema/index.jsp?curl=pages/news_and_events/news/2018/05/news_detail_002900.jsp&mid=WC0b01ac058004d5c1

Blasenkrebs, Harnblasenkrebs - Nachsorge und Rehabilitation

Die Nachsorge ist beim Harnblasenkrebs sehr wichtig und besteht nach der Therapie in den ersten zwei Jahren in vierteljährlichen Arztbesuchen und Untersuchungen. Dieses ist wegen eines möglichen Wiederauftretens des Krebses unerlässlich. Auch können Komplikationen durch die Therapie auftreten (z.B. mit der Darmersatzblase), die vom Arzt abgeklärt und rechtzeitig erkannt werden müssen. Später reichen halbjährliche Untersuchungen aus. Allgemein ist die Dauer der Nachsorge jedoch lebenslänglich.

Patienten sollten nach der Diagnose bzw. Therapie des Harnblasenkarzinoms zur besseren prognostischen Aussicht und Erhöhung der Lebensqualität jegliche beeinflussenden Risikofaktoren meiden (berufliche Risiken, Rauchen von Zigaretten, Kontakt mit Bilharziose-Erregern).

Die Übernahme in eine stationäre Anschlussbehandlung ist bei zystektomierten Patienten möglich. Es kommen jegliche Rehabilitationskliniken in Frage, die mit den somatischen und psychischen Problemen dieser Patienten vertraut sind. Berufliche und soziale Aktivitäten sind auch nach Zystektomie in der Regel uneingeschränkt möglich.

Quellen:

[1] R. Andreesen, A. Böhle, C. Bokemeyer et al.: Harnblasenkarzinom, in: Kurzgefasste interdisziplinäre Leitlinien, Deutsche Krebsgesellschaft (Hrsg.), W. Zuckschwerdt Verlag 2008
[2] H.-J. Schmoll. K. Höffken, K. Possinger (Hrsg.): Kompendium Internistische Onkologie, Springer Verlag 2006


Autor: Die Organgruppe Blasenkarzinom