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Hodenkarzinom

Hodentumore sind eine seltene Tumorentität. Gerade bei jungen Patienten ist der Hodentumor jedoch der häufigste solide Tumor. Durch eine wirksame systemische Chemotherapie kann im Vergleich zu vor 50 Jahren auch im metastasierten Tumorstadium eine Heilung erzielt werden.

Über den Hodentumor

Der Hodentumor hat eine Inzidenz von 10 von 100.000 Einwohnern. Diese ist in den letzten Jahrzehnten leicht steigend. Es gibt keine Erkenntnis warum die Inzidenz steigt. Grundsätzlich gibt es 2 Alters Peaks in denen der Hodentumor gehäuft auftritt. Dies ist zwischen dem 20 und 30 Lebensjahr und ein zweiter Mitte 40.

Im Hoden gibt es unterschiedliche Zellen, die unterschiedliche Tumore ausbilden können und Unterschiede in der Prognose der Erkrankung haben. Man unterscheidet 2 Arten von Hodentumoren, Keimzelltumore und Stromatumore. Metastasen anderer Tumore kommen auch im Hoden vor sind aber selten.

Hodentumore sind zu über 90% Keimzelltumore. Diese werden in Seminome und Nichtseminome unterteilt. Da Seminome im Vergleich zu den nichtseminomatösen Keimzelltumoren strahlensensibel sind, gibt es neben der Chemotherapie die Option einer Radiotherapie die in verschiedenen Tumorstadien angeboten werden können. Sobald eine andere histologische Variante neben dem Seminom vorhanden ist spricht man von einem gemischten nicht seminomatösen Keimzelltumor.

Stromatumore gehen von den Hormonproduzierenden Zellen (Leydig und Sertolizellen) des Hodens aus und sind selten. Im Gegensatz zu den Keimzelltumoren sind die Stromatumore meistens gutartig. Eine Metastasierung tritt nur bei wenigen Fällen auf, ist dann aber eine aggressive Erkrankung.

Risikofaktoren

Es gibt Risikofaktoren die mit einem erhöhten Risiko für die Entwicklung von Hodentumoren einhergehen. In der Entwicklung wandert der Hoden aus dem hinteren Bauchraum in den Hodensack. Dieser Vorgang ist normalerweise mit der Geburt abgeschlossen. Liegt nun ein verzögertes oder ausbleibendes Herunterwandern (man spricht von Descensus) vor hat der entsprechende Hoden ein erhöhtes Risiko für einen Hodentumor. Weitere Riskikofaktoren sind eine stattgehabte Hodentumorerkrankung und ein Hodentumor bei einem erstgradigen Verwandten. Diese Faktoren können nicht beeinflusst werden.

Diagnose Hodentumor

Ein Hodentumor fällt meist als harte Raumforderung bei der Selbstpalpation oder durch den Partner auf. Eigentliche Symptome wie Schmerzen fehlen, gelegentlich wird ein Schweregefühl des Hodens beschrieben. Bei Verdacht werden Tumormarker bestimmt, die bei einem Teil der Patienten erhöht sein können und für den weiteren Verlauf der Erkrankung und die Therapiefindung wichtig sind. Die Diagnose wird durch den Pathologen nach Entfernung des Hodens gestellt. Es muss nicht immer direkt der Hoden entfernt werden. Bei kleinen Tumoren im Hoden und unauffälligen Tumormarkern kann zunächst der Tumor entnommen werden und lediglich bei Nachweis eines Keimzelltumors dann der gesamte Hoden abgenommen werden.

Tumorstadien

Beim Hodentumor gibt es verschiedene Klassifikationssysteme. Das TNM-Stadium beschreibt die lokale Ausdehnung am Hoden selbst, Lymphknotenmetastasen und Fernmetastasen. Das klinische Stadium nach Lugano beschreibt die Tumorlokalisation im Hoden und Metastasenlokalisationen im hinteren Bauchraum und Brustkorb. Für die Therapie eines metastasierten Tumorstadiums ist die IGCCCG-Klassifikation maßgebend. In diese fließt die Pathologie mit Seminom oder Nichtseminomatösen Keimzelltumor, die Tumormarkerhöhe nach Entfernung des Hodens und das Fernmetastasenmuster ein. Zum Einschluss in die einzelnen Gruppen muss eine Umfelddiagnostik erfolgen. Mit einer Computertomografie des Brustkorbes und des Bauchraumes können Metastasen des Hodens erfasst werden. Auch die Höhe der Tumormarker nach Entfernung des Hodens sind für die Prognoseeinschätzung und Therapiefindung erforderlich.

Behandlung von Hodentumoren

Man unterscheidet nicht metastasierte von metastasierten Hodentumoren. Bei den nichtmetastasierten Tumoren gibt es bei Seminomen und Nichtseminomen Risikofaktoren (Seminom: Größe des Tumors im Hoden; Nichtseminomatöser Keimzelltumor: Tumorzelleinbruch in Gefäße im Hoden) für das Auftreten von Metastasen in der näheren Zukunft. Um eine Übertherapie zu vermeiden wird bei fehlenden Risikofaktoren in der Regel eine aktive Überwachung mit engmaschigen Bildgebungen durchgeführt. Beim Vorhandensein von Risikofaktoren sollte das weitere Vorgehen mit einer prophylaktischen Therapie in einem Zentrum besprochen werden.

Im metastasierten Tumorstadium besteht beim Seminom mit kleinen Metastasen die Möglichkeit einer Strahlentherapie. Bei größeren Metastasen und beim Nichtseminom ist die primäre Therapie eine Chemotherapie mit verschiedenen Substanzen. Diese können zu einer Einschränkung der Zeugungsfähigkeit haben, so dass spätestens vor einer Chemotherapie zu einer Asservierung von Spermien, Kryokonservierung, geraten wird. In allen Tumorstadien ist das primäre Therapieziel eine Heilung der Erkrankung. Mit entscheidend für den Therapieerfolg ist eine strukturierte Durchführung der Therapie. Eine zeitliche Ausdehnung der Zyklusdauer sollte unterbleiben, da die Tumorkontrolle darunter leidet. Ein fester Bestandteil der Therapie der Hodentumore ist eine operative Resektion von verbliebenen Metastasen nach einer Chemotherapie, man spricht dabei von Residualtumoren. Dies ist erforderlich, da auch nach einer effektiven Chemotherapie noch lebende Tumorzellen in den Metastasen verbleiben können, welche im weiteren Verlauf zu einem Wiederauftreten des Tumors führen und eine erneute Chemotherapie erforderlich machen.

In seltenen Fällen spricht die Erkrankung nicht auf eine konventionelle Chemotherapie an, so dass eine sogenannte Hochdosischemotherapie erforderlich ist.

Nach der Therapie

Nach Abschluss der Behandlung mit Chemotherapie und einer potentiellen Resektion der Residualtumore ist eine Tumornachsorge erforderlich. Diese dient der Erfassung von Tumorrezidiven, aber auch der Nebenwirkungen von Chemotherapie und Operation. Mit Erfüllung der Familienplanung sollte 12 Monate nach Abschluss der Chemotherapie gewartet werden. Nach diesem Zeitraum sind negative Einwirkungen der Chemotherapie auf die Spermienqualität nicht mehr vorhanden. Sowohl nach Chemotherapie als auch nach Strahlentherapie können sich im Intervall von mehreren Jahrzehnten Zweittumore manifestieren.